▸ In der Kletterbranche steht ein Generationenwechsel bevor. Während die Wegbereiter:innen der Kletterwälder in Deutschland langsam in den Ruhestand gehen, übernimmt die neue Generation das Ruder und bringt frischen Wind in die Bäume. Einer der ersten ist Johann, der mit gerade mal 24 Jahren kurz davorsteht, den Kletterwald Teamimpuls in Bad Saarow von der aktuellen Betreiberin Madeleine Meinlschmidt zu übernehmen. Vor zehn Jahren hat er dort angefangen neben der Schule zu jobben und hat Helme geputzt; jetzt steht er vor der Herausforderung, einen kompletten Kletterwald zu führen. Im Interview spricht er über seine Leidenschaft für das Klettern, seine Pläne für die Zukunft und darüber, wie er die Balance zwischen Tradition und Innovation finden möchte.

Oben: Johann, du übernimmst mit nur 24 Jahren den Kletterwald Teamimpuls in Bad Saarow. Das ist sehr beeindruckend, Glückwunsch zu dieser Chance. Aber lass uns nochmal ein bisschen zurück in der Zeit und zu der Frage, wie du überhaupt in die Kletterbranche gekommen bist.

Johann: Angefangen hat das alles, als ich 15 Jahre alt war. Ich habe damals als Schüler im Kletterwald gearbeitet – das war eigentlich nur ein einfacher Nebenjob. Ich habe Helme geputzt und alles gemacht, was so anfällt. Irgendwie hat mich das aber nie wieder losgelassen, auch nicht nach meinem Abitur. Ich habe sogar einen kurzen Abstecher nach Neuseeland gemacht und mich danach in der Finanzbranche versucht, aber ich habe schnell gemerkt, dass ein Bürojob mit Anzug nichts für mich ist. So bin ich wieder zurück in den Kletterwald.

Vieles im Kletterwald hat Johann mit aufgebaut

Oben: Und jetzt übernimmst du den ganzen Betrieb. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Johann: Das war eigentlich eine ziemlich überraschende Wendung. Madeleine hat mir die Übernahme angeboten. Sie meinte, ich könnte bei ihnen eine Ausbildung machen und wenn ich das durchziehe, hätte ich die Möglichkeit, den Kletterwald zu übernehmen. Und nun, einige Jahre später, ist es so weit. Ich war erst mal sprachlos, als sie das vorgeschlagen hat. Aber ich wusste, dass ich immer etwas Eigenes aufbauen wollte, und das war die perfekte Chance.

Oben: Was macht den Kletterwald Teamimpuls für dich so besonders?

Johann: Für mich ist es die Atmosphäre hier. Madeleine hat den Ort unglaublich liebevoll gestaltet. Es gibt Zäune, kleine Bändchen und sogar Gesichter in den Bäumen – es fühlt sich wie eine eigene kleine Welt an. Der Kletterwald soll nicht nur ein Ort zum Klettern sein, sondern ein Ort, an dem man sich wohlfühlt, fast wie ein Rückzugsort. Es geht nicht darum, möglichst viele Leute schnell durchzuschleusen, sondern um das Erlebnis und die Details.

Oben: Was sind deine Pläne und Visionen für die Zukunft des Kletterwalds?

Johann: Mein Hauptziel ist es, den Wald auf den neuesten Stand zu bringen und gleichzeitig das Gefühl zu bewahren, das ihn so besonders macht. Digitalisierung ist dabei ein großes Thema. Viele Kletterwälder haben bereits Einweisungsvideos oder digitale Buchungssysteme – da ist noch viel Potenzial, auch bei uns. Zum Beispiel möchten wir die Gurte mit RFID-Chips ausstatten, damit wir die Wartung digitaler und einfacher organisieren können. Außerdem will ich mehr für die Community tun, vor allem für die Jugend. Ich möchte, dass der Kletterwald auch ein Ort wird, an dem junge Leute abends zusammenkommen und einfach eine gute Zeit haben können.

Johann Zemke freut sich
auf die neue Herausforderung

Oben: Gleichzeitig geht es bei einem Generationenwechseln ja auch immer um die Balance zwischen Tradition und Innovation. Was möchtest du erhalten und was innovieren?

Johann: Es ist mir wichtig, die liebevolle Gestaltung des Kletterwalds beizubehalten. Das, was Madeleine aufgebaut hat, darf nicht verloren gehen. Gleichzeitig gibt es so viele Dinge, die wir modernisieren können, damit der Betrieb einfacher und nachhaltiger wird. Ein gutes Beispiel sind die Schrauben, die wir jetzt verwenden. Früher hat man die Plattformen direkt an die Bäume gequetscht, was für die Bäume nicht ideal war. Jetzt nutzen wir spezielle Schrauben, die den Baum wachsen lassen, ohne ihn zu beschädigen. Das ist nachhaltiger und schont die Bäume – und die sind ja unser Kapital.

Oben: Du hast gesagt, dass du dich auch für mehr Vernetzung innerhalb der Branche einsetzen möchtest. Was schwebt dir da vor?

Johann: In der Branche gibt es oft das Gefühl, jeder müsse für sich selbst kämpfen. Dabei haben wir alle das gleiche Ziel: Unsere Kunden sollen sicher sein und Spaß haben. Ich würde mir wünschen, dass wir uns offener über Fehler austauschen, damit wir alle voneinander lernen können. Ich habe überlegt, mich im Dachverband IAPA zu engagieren, um da ein bisschen frischen Wind reinzubringen und den Austausch zu fördern. Wir brauchen mehr Miteinander, gerade wenn es um Sicherheit geht.

Oben: Was sind für dich die größten Herausforderungen, die jetzt auf dich zukommen?

Johann: Die größte Herausforderung wird sein, die finanzielle Verantwortung zu übernehmen. Ich muss einen Kredit aufnehmen, um den Kletterwald zu übernehmen, und das ist natürlich ein großes Risiko. Aber noch bin ich jung – wenn es nicht klappt, dann klappt es eben nicht. Außerdem wird es anfangs eine Umstellung sein, ohne Madeleine auszukommen. Sie hat das alles hier aufgebaut und war immer eine große Unterstützung. Jetzt muss ich das alleine schaffen. Aber darauf freue ich mich auch irgendwie – den ganzen Kletterwald umzubauen und daraus etwas Eigenes zu machen.

Mit vielen neuen Ideen will Johann den Kletterwald weiterentwickeln

Oben: Gibt es eine besondere Vision, die du für den Kletterwald hast?

Johann: Ja, ich möchte, dass der Kletterwald ein Gesicht bekommt – und ich bin bereit, dieses Gesicht zu sein. Es soll nicht einfach nur „der Kletterwald Teamimpuls“ sein, sondern etwas Persönliches, das mit mir verbunden ist. Außerdem möchte ich den Ort für die Jugend öffnen, ihn als Treffpunkt etablieren. Und langfristig träume ich von einem kleinen Biergarten hier – als Ergänzung zum Klettern und den Events, die wir veranstalten.

Oben: Zum Abschluss, was möchtest du anderen jungen Menschen mit auf den Weg geben, die vielleicht überlegen, in die Kletterbranche einzusteigen?

Johann: Ganz klar: Traut euch! Viele schrecken davor zurück, weil es Risiken gibt oder weil es finanziell unsicher ist. Aber ich glaube, wenn man wirklich Leidenschaft dafür hat, dann sollte man es einfach versuchen. Auch ich habe Angst, dass etwas schiefgeht, aber das ist normal. Man muss den Mut haben, zu scheitern, um überhaupt etwas Großes auf die Beine stellen zu können.

Infos und Kontakt:

Kletterwald Teamimpuls Bad Saarow

Aktuelle Geschäftsführerin:
Madeleine Meinlschmidt
Seestraße 47
15526 Bad Saarow
Tel.: +49 (0)123 456 789
eMail: info@kletterwald-badsaarow.de
www.kletterwald-badsaarow.de