Mitten im Gebiet des Naturparks Paneveggio (Trentino, Südtirol) erstreckt sich ein Teil der Palagruppe mit ihren beeindruckenden Gipfeln, die ein Hochplateau umschließen. Freunde der Klettersteige können sich dieses Gebiet auf ganz besondere Art erschließen, z.B. über den Via Ferrata Bolver-Lugli, der auf den Cimon della Pala führt. Mit ausgedehnter Wanderung vom Talort San Martino di Castrozza (1.467 m) gilt es bis zum Ausstieg aus dem Klettersteig satte 1.500 Höhenmeter zu überwinden. Wem das zu viel ist, der nimmt von der Talstation die Seilbahn hinauf zur Station am Col Verde (1965m). Wem das zu wenig ist, der hängt am Ende des Steiges noch den Aufstieg auf den höchsten Pala Gipfel, die Cima Vezzana, an und klettert auch noch über den Via ferrata Gabitta d‘Ignotti (beides hochalpine Unternehmungen).

Beschaffenheit

Der Via Ferrata ist in einem sehr guten, sicheren Zustand. Ganz italienisch erklimmt Ihr den Berg mit viel Felskontakt. Tritte und Griffe aus Eisen sind eher selten. Der Fels ist aber fest und griffig, so dass Ihr euch auch an diesem festhalten könnt und nicht immer auf das Stahlseil zurückgreifen müsst.

Material

Ihr benötigt das obligatorische Set: Gurt, Klettersteigset und Helm. Eine Seilrolle könnt Ihr getrost unten lassen. Wie immer empfehlen wir, auch eine kurze Bandschlinge mitzuführen, um in Pausen, wenn nötig, die Arme entlasten zu können. Zusätzlich solltet Ihr für den Rückweg Steigeisen mitnehmen, da einige Passagen bis in den Sommer hinein vereist sein können. 

Anfahrt

Auf der A 22 (Brennerautobahn) fahrt Ihr bis zur Ausfahrt Neumarkt/Auer und dann weiter auf der Staatsstraße 48 nach Predazzo und auf der Staatsstraße 50 über den Passo di Rolle nach San Martino di Castrozza. Bei der Seilbahn parken. Eine Alternativanreise von Süden ist auf der Staatsstraße 50 über Artèn möglich.

Klimafreundlicher ist San Martino di Castrozza auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen: Mit der Bahn bis Feltre und mit den Bussen der Trentino Trasporti (Linie 501) nach San Martino di Castrozza.

Startpunkt 

Vom Parkplatz an der Talstation könnt Ihr entweder zu Fuß auf dem Weg 701 hinauf auf den Col Verde (ca. eine Stunde und 500 Höhenmeter zusätzlich) oder schön bequem mit der Seilbahn bis zur Mittelstation. Rechts des Restaurants findet Ihr Wegtafeln, hier folgt Ihr einfach in einer etwa einstündigen Wanderung der Markierung zum Einstieg. Ganz nebenbei habt Ihr hier dann schon knappe 500 Höhenmeter überwunden.

Verlauf (eher schwierig)

Der Klettersteig beginnt recht moderat mit einem „Gehgelände“, das das mitlaufende Stahlseil fast überflüssig erscheinen lässt. Bald schon folgt aber eine geschätzt 50 m hohe senkrechte Wand, die dann doch schon etwas Können verlangt. Weiter geht es durch eine Rinne und über Geröll zu weiterem Zick-Zack-Aufstieg an einer großen Rampe. Es folgt ein kurzer Balance-Akt auf einem Felsband nahe am Schluchtrand, der Trittsicherheit erfordert. Mit Hilfe von Klammern überwindet Ihr dann noch einen Spalt und eine kleine Steilstufe, welche wohl die Schlüsselstelle des Klettersteiges darstellen dürfte. Habt Ihr den darauf folgenden Kamin hinter Euch gelassen, kommt Ihr in leichteres, flacheres Gelände, in der noch eine Rinne und ein Querung folgen, ohne nennenswert schwierig zu sein. Kurz nach dem Ausstieg steht Ihr vor dem Biwak (Bivacco Fiamme Gialle). 

Dauer: ca. 3 Stunden

Nichts für Kinder und Anfänger

Abstieg

Für den Abstieg bieten sich mehrere Möglichkeiten: 

Ihr könnt auf dem Weg 706 zum Passo di Travignolo (2925 m) absteigen. Dort haltet Ihr Euch rechts auf dem Weg 716 durch das Val dei Cantoni mit teilweise recht ausgesetzten Felsstufen und schottigem Gelände. Gerade am Anfang dieses Abstiegs liegt häufig noch Altschnee. Um hier nicht böse überrascht zu werden, solltet Ihr Steigeisen dabei haben. Es folgt eine Gegensteigung zum Passo Bettega (2667 m) zu einem Abzweig. Hier könnt Ihr entweder in einer guten halben Stunde zur Bergstation Rosetta aufsteigen oder in gut einer Stunde zur Mittelstation Col Verde absteigen. 

Achtung: Die Bahnen stellen relativ früh ihren Betrieb ein. Erkundigt Euch auf jeden Fall vor der Tour, bis wann eine Talfahrt möglich ist und startet Eure Tour dementsprechend frühzeitig.

Möglich ist es auch, noch über den Via ferrata Gabitta d‘Ignotti zu klettern.

Wenn alle Stricke reißen, könnt Ihr den Via Ferrata Bolver-Lugli auch in umgekehrter Richtung wieder hinabsteigen. 

Fazit

Der Via Ferrata ist eher anspruchsvoll und aufgrund seiner Länge (Dauer insgesamt mit Zu- und Abstieg mindestens sechs Stunden!) recht anstrengend. Wer entsprechend Kondition und Trittsicherheit mitbringt, wird mit herrlichen Aussichten belohnt. Eine gute Planung ist – auch im Hinblick auf die Gefahr von Altschnee beim Abstieg und der Fahrzeiten der Seilbahn – hier A und O. 

Tipps

Unbedingt bis zum Sonnenuntergang in Sichtweite der Berge bleiben: Die Palagruppe besteht aus Dolomit, einem Sedimentgestein, das bei Sonnenuntergang in magischen Farben, die von rosa bis orange reichen, erstrahlt.

San Martino di Castrozza ist wohl einer der bekanntesten Ferienorte der Dolomiten, dementsprechend ist man dort nicht allein. Dank der unzähligen Wandermöglichkeiten verläuft sich der Tourismus hier aber gut. Der Ort selbst entstand übrigens dank einer alten religiösen Einrichtung, dem Hospiz der Heiligen Martin und Julian (Santi Martino e Giuliano). Dieses bot Reisenden auf dem Weg vom Val di Primiero Tal über den Passo Rolle ins Fleimstal eine Unterkunft.