2021 war und wird für viele ein Jahr des Umdenkens, Entwickelns und Neuerfindens. Über die letzten Monate gerieten alle unsere Gewissheiten ins Wanken und dem, was wir Normalität nennen, wurde in weiten Bereichen ein abruptes Ende gesetzt. Die gesellschaftlichen Gefüge sortieren sich derzeit neu. Wer in solchen Krisenzeiten nicht flexibel auf Veränderungen reagieren kann, ist ganz schnell weg vom legendären Fenster mit Blick auf den See.  

Vor dieser Herausforderung standen Simon Karl und Johannes Greb Ende letzten Jahres. Mit viel Geschick nutzen Sie heute ihre Erfahrung aus 22 Jahren Bau, Betrieb und Ausbildung, um deutschlandweit Instandhaltungsarbeiten, Neubauten von Parcours, Demontagen und vieles mehr anzubieten.

Ärger im Paradies

Für einige ist es die Pandemie, für Simon Karl war es die Stadt Wetzlar: 2020 gab es über Monate hinweg bürokratische Schwierigkeiten mit der Genehmigung für den Weiterbetrieb des örtlichen Kletterwaldes. Als Betreiber suchte Karl mehrfach das Gespräch mit den Behörden, machte Angebote und kämpfte ganz à la Don Quijote gegen Windmühlen.

A Builder’s Guide To The Galaxy

Nachdem Unterlagen in bester vogonischer Manier in dreifacher Ausfertigung unterschrieben, eingereicht, zurückgereicht, beanstandet, verloren, gefunden, einer öffentlichen Untersuchung unterworfen und wieder verloren wurden, entschied er sich den Wald in 2021 nicht wieder zu eröffnen. Im Februar diesen Jahres gingen Simon Karl und sein Partner Johannes Greb an den kompletten Rückbau der Anlage.

Schöpferische Zerstörung

Der älteste Kletterwald Hessens ist damit Geschichte.

Wenn es zu einem abrupten Ende unserer Normalität kommt, müssen wir das erst einmal verarbeiten. Von heute auf morgen geraten wir in einen Ausnahmezustand, der von uns radikale Veränderungen abverlangt. Um auf die fremde Situation reagieren zu können, muss vieles neu erfunden werden. Der österreichisch-amerikanische Soziologe und Ökonom Joseph Schumpeter hat von „schöpferischer Zerstörung“ gesprochen. Das Alte wird zerstört, muss untergehen und dem Neuen Platz machen. Schumpeter bezog sich zwar auf Volkswirtschaften, das Modell der schöpferischen Zerstörung lässt sich aber auch auf viele andere Bereiche anwenden.

Wieder in den Bäumen: die Montage- Anfragen häufen sich

Die rettende Idee

Im Fall von Simon Karl ging das schöpferische Element mit der Zerstörung des Kletterwaldes Wetzlar einher. Im Zuge des Abbaus wurden er und sein Partner kreativ: warum nicht die eigene Expertise im Bereich Servicearbeiten rund um Kletterwälder auch anderen Betreibern anbieten? Es gibt viele Parks, die von externen Anbietern gebaut wurden oder bei denen der Betreiber einen bestehenden Park übernommen hat, so dass die Kompetenzen im Bereich Bau nicht überall durch das Stammpersonal abgebildet werden können.

Wild World

Während des Abbaus knüpften die beiden Kletter-Veteranen viele Kontakte. Über den regen Austausch mit anderen Kletterwäldern kam es schon bald zu ersten Anfragen bezüglich Montage-Einsätzen, wodurch die taufrische Geschäftsidee bereits Mitte April ans Laufen gebracht werden konnte. 

Die Waldschrauber befinden sich auf dem aufsteigenden Ast

Plötzlich Waldschrauber

Wenige Monate später reichen Karls und Grebs Einsätze deutschlandweit von kleinen Instandhaltungs- und Ausbesserungsarbeiten über Umbauten und Montage bei Wechsel auf ein neues Sicherungssystem bis hin zur Demontage und dem Neubau ganzer Parcours. Um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, erweiterten die beiden das gängige Repertoire und bieten zusätzlich zu den Servicearbeiten auch Baumpflege zur Herstellung der Verkehrssicherungspflicht an.

„Wir“ gewinnt

Simon Karl und Johannes Greb sind schon lange ein eingespieltes Team. Ihre jahrelange Zusammenarbeit erwies sich als beste Grundlage für den Wiederaufsteh-Männchen-Effekt. Heute sollen auch andere von dieser Kooperation profitieren: für ihr neues Unternehmen haben sie die Ausbildung von Mitarbeitern in ihr Angebot mitaufgenommen. Gut ausgebildete Mitarbeiter fallen definitiv nicht vom Himmel. Und das ist auch gut so.

Krise als Chance

Damit die nächste Krise genauso oder noch besser bewältigt werden kann, ist Weiterentwicklung und Flexibilität für die beiden Kletterwald-Experten ein großes Thema. Neben verschiedenen Ausbildungen und beruflichen Erfahrungen – die wichtigsten Grundlagen ihres Angebotsspektrums – nutzten sie die Demontage der Anlage im Wetzlarer Forst als eine besondere Art der Fortbildung.

Aus der ‚Zerstörung‘ des Kletterwaldes Wetzlar entstand so eine neue Mission: die gemeinsame Erfahrung aus über 22 Jahren Bau, Betrieb und Ausbildung weiterzugeben und die eigenen Kompetenzen anderen Betreibern zur Verfügung zu stellen. Der eigentliche Abbau wurde damit zum Neubau. Die Krise zur Chance.

Infos und Kontakt:

Waldschrauber

c/o Simon Karl

Ichelhäuserstraße 19

35630 Ehringshausen

Tel.: 0170 950 92 20

E-Mail: hallo@waldschrauber.de

www.waldschrauber.de