Nachdem in dieser locker erscheinenden Serie bislang die Baumarten Fichte und Buche vorgestellte wurden, möchte ich dieses Mal einen Baum vorstellen, der bei uns ursprünglich nicht heimisch war: die Douglasie (Pseudotsuga menziesii).

Die Douglasie

Das natürliche Verbreitungsgebiet der Douglasie (Pseudotsuga menziesii) ist der Westen Nordamerikas, wo sie an den Hängen der Rocky Mountains sowie in den Great Cascades von British Columbia entlang der kalifornischen Sierra Nevada bis nach Mexiko weite Flächen einnimmt.

Pflanzensammler David Douglas

Der schottische Botaniker David Douglas brachte den nach ihm benannten Baum 1827 von einer Nordamerika-Expedition mit nach Kew Gardens bei London. Seitdem wird die Douglasie in Mitteleuropa in bedeutendem Umfang im Forst, aber auch in Parks und Gärten angepflanzt.

Deutsch Amerikanische Freundschaft

1831 erreichten die ersten Douglasienpflanzen Deutschland. Die erste nachweislich im Südwesten gepflanzte Douglasie stand bis 1990 in Baden-Württemberg. Sie wurde 1868 im damaligen württembergischen Forstbezirk Herrenberg am „Dreimarkstein“ als wahrscheinlich dreijähriger Baum gepflanzt.

Der rationalisierte Waldbau

Als Pionier der Douglasie in Deutschland gilt der 1924 zum Landesforstmeister und Leiter der badischen Forstverwaltung ernannte Karl Philipp (1865-1937). Er wurde zu einem der umstrittensten Forstleute seiner Zeit. In Sulzburg und Freiburg sorgte er für massive Anpflanzungen dieser sehr raschwüchsigen Baumart und rückte gleichzeitig, nach dem Motto „Der Rechenstift belehrt uns, dass reine Buchenwaldungen Bankrottbetriebe sind“, den traditionellen Buchenbeständen zu Leibe, wogegen die forstlichen Traditionalisten und älteren Fachleute regelrecht Sturm liefen.

In ganz Europa

Als eingeführte Art hat sich die Douglasie in vielen Ländern der Erde bewährt und zählt in Europa mittlerweile zur wichtigsten, nicht heimischen Forstbaumart. In Deutschland nimmt die Douglasie nach den Ergebnissen der 3. Bundeswaldinventur (2012) mit rund 218.000 Hektar in der Hauptbestockung rund zwei Prozent der gesamten Waldfläche ein.

Waldtraut vom Mühlwald

Die größten Douglasienwaldflächen finden sich mit 52.000 Hektar in Rheinland-Pfalz und mit 44.000 Hektar (3,3% der Landeswaldfläche) in Baden-Württemberg. Die höchste Douglasie und gleichzeitig auch der höchste Baum Deutschlands steht im Arboretum Freiburg-Günterstal. Dieser Baum trägt den Namen „Waldtraut vom Mühlwald“, ist über 100 Jahre alt und erreicht eine Höhe von 67,1 Metern (Stand 2019).

Oregon-Pine

Die Douglasie ist der offizielle Staatsbaum des US-Bundesstaates Oregon und wird in den USA daher Oregon-Pine genannt. In Deutschland finden sich für die Douglasie noch die umgangssprachlichen Bezeichnungen „Douglasfichte“ oder „Douglastanne“.

Erscheinungsbild

Im Erscheinungsbild ähnelt die Douglasie unseren heimischen Nadelhölzern wie Fichte und Tanne, da sie eine relativ schlanke und kegelförmige Krone bildet. Sie gilt als extrem schnellwachsende Baumart und kann ein Alter von 400 Jahren (Pseudotsuga m. var. glanca),  bis über 1.400 Jahre (var. menziesii) erreichen.

Fest und flauschig

Die Douglasie zeigt grün bis blaugrüne Nadeln, die einzelstehend sehr weich und stumpf sind. Beim Drüberstreichen fühlt sich ein Douglasienzweig im Vergleich zur Fichte fast „flauschig“ an. Beim Zerreiben der Nadeln entsteht ein sehr angenehmer zitronenähnlicher Duft. Ihre Zapfen sind gelb-rot und weisen eine Länge von vier bis zehn cm auf. Sie hängen wie bei der Fichte an der Unterseite der Zweige und fallen zur Reifezeit als Ganzes ab.

Eine schnell wachsende Art

Die Douglasie ist ein immergrüner Baum. In Europa erreicht sie Wuchshöhen um die 60 Meter. Die höchste jemals vorgefundene Douglasie in Nordamerika, hatte eine Höhe von stattlichen 133 Metern. Die kräftigsten Exemplare können an der Basis einen Durchmesser von bis zu vier Metern erreichen. Die Douglasie gilt als „schattenfest“ und „schnellwüchsig“. Jährliche Triebzuwächse von 60 bis 90 cm Länge sind keine Seltenheit. Daher beträgt ihre forstliche Untertriebszeit auch „nur“ 60 bis 100 Jahre.

Fest verwurzelt:
Douglasien gelten als sturmstabil

Windwurfrisiko

Mit ihrem Herzwurzelsystem kann die Douglasie sich durchaus gut im Untergrund verankern und gilt daher bislang als relativ sturmstabil. Auf suboptimalen Standorten und bei langen Schaftlängen kann es aufgrund des ungünstigeren Hebelverhältnisses aber auch zu Windwürfen kommen, weshalb eine forstwissenschaftliche Studie aus Baden-Württemberg zu dem Schluss kam, dass die Douglasie in Baden-Württemberg – je nach Standort, Dimension und waldbaulicher Behandlung – einem ähnlich hohem Windwurfrisiko unterliegen soll wie die heimische Fichte.

Unverwundbar?

Die häufigsten Pilzschädlinge an der Douglasie sind die „rostige Douglasienschütte“ und die „rußige Douglasienschütte“. Beide Arten kommen aus der Familie der Schlauchpilze und verursachen als Symptom eine Verfärbung der Nadeln von gelbgrün bis hin zu rostbraun.Die Küstendouglasie ist bekanntermaßen weniger anfällig für diese Pilzarten, weshalb sie in Deutschland  bevorzugt angebaut wird. Unbeabsichtigt mit importiert wurden aus Nordamerika die Douglasienwolllaus und die Douglasiensamenwespe. Des Weiteren wurden bislang 24 Borkenkäferarten und 14 Bockkäferarten an Dogulasien nachgewiesen.

Robust gegen Feinde

Erfahrungsgemäß kam es aber bislang bei der Douglasie trotz der Anzahl an potenziellen Schädlingen kaum zu großflächigem Ausfall. Daher kann diese Baumart durchaus als robust und wenig anfällig für biotische und abiotische Schäden eingestuft werden.

Douglasienholz

Das Holz der Douglasie ist vielfältig verwendbar. Es findet seine Verwendung als Furnierholz, als Ausstattungsholz (Parkett, Möbel, Vertäfelung) sowie als Konstruktionsholz für mittlere Beanspruchung. Aufgrund der höheren natürlichen Dauerhaftigkeit kann Douglasienholz ohne chemischen Holzschutz auch in Bereichen eingesetzt werden, wo eine gelegentliche Befeuchtung nicht ausgeschlossen ist.

Die Douglasie ist sehr widerstandsfähig und somit auch gut für Kletterwälder geeignet

Klimawandel

Die Douglasie ist im Zusammenhang mit dem Thema Klimawandel eine sehr häufig diskutierte Baumart. Viele bisher favorisierten Herkünfte der Douglasie benötigen eine lange Vegetationsperiode ohne ausgeprägte Hitze und Dürreperioden sowie milde frostarme Winter. Mit dem Klimawandel verändern sich daher auch die Anbaubedingungen für diese Baumart. In warm-trockenen Regionen verschlechtern sich die Bedingungen, während sie sich in den kühleren Regionen verbessern.

Baum der Zukunft?

Generell wird die Douglasie aufgrund ihrer Eigenschaften und im Hinblick auf den Klimawandel als eine der Baumarten für die Zukunft gehandelt, insbesondere als Alternative zur Fichte. Allerdings ist die Forstwirtschaft im Augenblick gerade erst dabei, die notwendigen Erfahrungen hinsichtlich der verschiedenen Herkünfte zu den entsprechend passenden Anbaugebieten zu sammeln. Es ist also noch einiges an wissenschaftlicher Arbeit notwendig, wobei schon gesagt werden darf, dass die Douglasie ihren Platz in der Palette der zukünftig „funktionierenden“ Baumarten finden wird.

Die Douglasie als Aktivbaum im Kletterwald

Aufgrund des eingangs bereits erwähnten Flächenanteils von 2% der bundesdeutschen Gesamtwaldfläche liegt es in der Natur der Sache, dass es sehr wenige Anlagen in reinen Douglasienbeständen gibt. In meinem Wirkungsbereich befindet sich unter mehr als 25 Kletter-Anlagen lediglich eine, welche in einem Douglasienreinbestand gebaut wurde. Daher beziehen sich die nachfolgend beschriebenen Erfahrungen weitestgehend auf die Erkenntnisse aus dieser Anlage sowie auf Anlagen, welche einzelne Douglasien als Aktivbäume integriert haben.

Biotische und abiotische Schäden

Die an der Douglasie vorkommenden Schädlinge und Schadbilder, die an anderer Stelle im Text bereits aufgezählt wurden, kamen im Verlauf der mittlerweile zehnjährigen Kontrolltätigkeit in diesem Bestand bislang nie vor. Trotz vieler heftiger Sturmereignisse war bislang kein Ausfall durch Umsturz oder Bruch zu verzeichnen. Die Vitalität der Douglasien ist über zehn Jahre gleichbleibend gut.

Strapazierfähig

Die Folgen der Trockenjahre 2018, 2019 und 2020, die vielen anderen Baumarten teilweise stark zusetzten, gingen an der Douglasie an diesem Standort mehr oder weniger spurlos vorüber. Bislang ist noch kein einziger Aktivbaum ausgefallen.

Die Douglasie ist eine wirklich schnell wachsende Baumart. An Reepschnüren lässt sich das rapide Dickenwachstum einfach zeigen

Auffälligkeiten

Auffallend in diesem Bestand sind seit einigen Jahren Veränderungen im Rindenbild einiger weniger Bäume. Hierbei platzt punktuell die alte Borke ab und die darunterliegende rötliche Schicht kommt zum Vorschein. Intensive Recherchen ergaben, dass hierfür eine Vielzahl von Mikroorganismen (Bakterien, Viren) verantwortlich sein können aber ein konkretes Krankheitsbild hierzu war in der Fachliteratur nicht zu finden. Die jährlichen Kontrollen ergaben bislang keine Anzeichen für die Entwicklung von Fäule in diesen Bereichen. Die Verkehrssicherheit ist hierdurch bislang nicht beeinträchtigt.

Totholz

Die Douglasie entwickelt vor allem in den unteren beschatteten Bereichen immer wieder Totholz. Diese Baumart gilt wie Fichte, Tanne und Kiefer auch als sogenannter „Totasterhalter“. Das heißt, die abgestorbenen Äste verbleiben viele Jahre am Stamm, bis sie abbrechen. Nichtsdestotrotz gilt es, bei den täglichen Routinekontrollen immer auf an- oder abgebrochene und möglicherweise hängengebliebene Totäste zu achten und diese umgehend zu entfernen.

Besonderheiten der Douglasie als Aktivbaum

Wie bereits erwähnt, gehört die Douglasie zu den wirklich schnellwachsenden Baumarten. Das gilt sowohl für das Höhen- als auch für das Dickenwachstum. Diese Tatsache muss bei der Nutzung der Douglasie als Aktivbaum unbedingt beachtet werden.

Schnelles Wachstum heißt häufig umbauen

Wird beispielsweise eine Reepschnur angebrachte, sind oberhalb und unterhalb der Schnur bereits nach kurzer Zeit die Einschnürungen erkennbar. Das liegt am Dickenwachstum. Eben dieses fulminante Wachstum stellt auch das Hauptproblem beim Bau in einem Douglasienbestand dar. Abstandshülsen, Jochhölzer, Drahtseilinstallationen, Plattformkanten – alles wächst binnen kurzer Zeit ein. Wird hier nicht regelmäßig nachgearbeitet und umgebaut, ist eine solche Anlage in einem jüngeren bis mittelalten Douglasienbestand in spätestens zehn Jahren nicht mehr nutzbar.

Kurz nach dem Einbau…
2 bis 6 Jahre später…

8 Jahre später: die Hülste ist vollständig eingewachsen.
Die Plattform wurde zwischenzeit- lich auf das neue System umgebaut.

Besonderheiten der Douglasie als Aktivbaum

Einerseits wurde die von mir beschriebene Anlage 2013 erstellt und mittlerweile bereits ein Mal mehr oder minder komplett erneuert. Andererseits besteht eine außerordentlich hohe Betriebssicherheit. Es sind so gut wie keine Ausfälle durch Schädlinge und Trockenheit zu erwarten und der jährliche Aufwand an Maßnahmen zur Herstellung der Verkehrssicherheit ist absolut überschaubar.

Oberhalb und unterhalb der Reepschnur werden aufgrund des Wachstums bereits nach kurzer Zeit die Einschnürungen sichtbar

Ein Baum mit Vor- und Nachteilen

Aufgrund des relativ geringen Flächenanteils der Douglasie werden Anlagen in reinen Douglasienbeständen vermutlich meist Ausnahmeerscheinungen bleiben. Dennoch ist die Douglasie eine sehr interessante und durchaus robuste Baumart, die sich aufgrund ihrer geringen Störungsanfälligkeit durchaus als Baumart für Kletterwälder eignet.

Infos und Kontakt:

Joachim Schuster
Ingenieurbüro für Baumpflege

Markusweg 8
78199 Bräunlingen
Tel.:
07705 9788080
E-Mail:
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