Kletterwälder, Seilparks, Hochseilgärten, Treewalks, Niedrigseilgärten oder auch Waldspielplätze haben im besten Falle eines gemeinsam: Sie nutzen Bäume als wesentliche Grundlage. Unsere Wälder werden sich in den nächsten Jahren aufgrund des Klimawandels massiv verändern. Um den eigenen Wald gegen kommende Gefahren zu schützen, müssen Betreiber schon heute systematisch vorsorgen.

(Kletter-)Wälder ohne Bäume?

Neben der Tragwerksfunktion sind die Bäume der entscheidende Faktor, um die Szenerie zu schaffen, die das Erlebnis beim Besuch solch einer Anlage zum Naturerlebnis macht. Plastisch wird dieser Unterschied, wenn man sich im Hochsommer eine Mast-Hochseilgartenanlage, womöglich sogar aus Stahl, im Vergleich zu einem Kletterwald anschaut. Die Besucherzahlen sprechen klar für den Wald und das sprichwörtlich bessere Klima.

Unser Ziel: den Wald erhalten

Durch diese hohe Bedeutung des Waldes und seiner Bäume, sollte auch der Hauptfokus des Betreibers oder Konstrukteurs verstärkt auf diesem unabdingbaren Bestandteil der Anlage liegen. Durch den Klimawandel und die damit einhergehenden Folgen für den Wald wird dies immer mehr Betreibern auf dramatische Weise klar. So waren in den ersten Jahren der Branche etwa ab 2005 Borkenkäfer oder Sturmschäden allenfalls Randerscheinungen und Phänomene wie Eschentriebsterben noch überhaupt kein Begriff.

Die Folgen des Klimawandels sind schon heute sichtbar

Mittlerweile gibt es mehrere Fälle, in denen  komplette Anlagen oder große Teile von Anlagen nicht mehr nutzbar sind, da zum Beispiel der Borkenkäfer einen Großteil der Bäume innerhalb kürzester Zeit vernichtet hat. Von Borkenkäfer über Sturm bis Pilze: Die Gemeinsamkeit ist, dass in den letzten Jahren die negativen Ereignisse für den Wald und die damit verbundenen Schäden stark zugenommen haben.

Baumsterben

Bereits jetzt gibt es ganze Kletterwälder, die fast keinen Baum mehr zu Verfügung haben und nur noch an toten Stämmen montiert sind. In ganzen Landstrichen ist die Fichte bereits so gut wie ausgestorben oder sie wird in den nächsten Jahren aus den Wäldern verschwinden. Diese Entwicklung verringert zusätzlich die Möglichkeiten für Neubauten und Erweiterungen.

Vitalität stärken, Bäume retten

Es liegt in der Natur der Bäume, dass die baumeigenen Abwehrmechanismen umso besser funktionieren, je größer die Vitalität des Baumes ist. Daher liegt es zumindest teilweise in unserer Hand, wie gut sich unsere Bäume gegen die größeren Anforderungen des Klimawandels wehren können.

Gefahren für einen vitalen und sicheren Baumbestand

Normalerweise können wir davon ausgehen, dass der Baum an seinem Standort genügend Wasser erhält, da er dort sonst nicht seine Größe erlangt hätte. Der Baum ist an diesem Standort verwurzelt: Veränderungen am Standort bereiten ihm Probleme.

Bodenverdichtung

Im Seilgarten können zwei Arten von Veränderungen am Baumstandort auftreten: Bodenverdichtung und geringere Niederschlagsmengen. Je nach Standort und Bodenaufbau kann der Boden durch Begehung oder Befahrung unterschiedlich stark verdichtet werden. Die Verdichtung ist irreversibel und führt dazu, dass der Baum in regenarmen Zeiten, wie sie aufgrund des Klimawandels verstärkt auftreten, nicht mehr genug Wasser aufnehmen kann.

Baumarteignungskarten in der Region Westallgäu für ein moderates RCP Szenario von 4,5 in den Zeiträumen 2019 – 2021/2050
Quelle: FVA Baden Würtemberg
Die zwei Karten zeigen die Veränderung für die Eignung der Baumart Fichte in der Region Westallgäu. Hierfür wurde ein moderates RCP Szenario von 4,5 verwendet.
Karte 1: 2019 weite Flächen in Grün noch für Fichte geeignet.
Karte 2: 2021 bis 2050 nur wenige Flächen für Fichten geeignet, überwiegend Nordlagen.

Weitreichende Folgen

Bei bestimmten Baumarten wirkt die Bodenverdichtung noch verheerender. So geht beispielsweise die Buche im Wurzelbereich eine Symbiose mit einem Pilz ein, der relevant ist für die Nähstoffversorgung der Bäume (Mykotrophie). Diese Wurzelpilze sind angewiesen auf ausreichend Sauerstoff, der logischerweise in einem hoch verdichteten Boden nur wenig vorhanden ist.

Wurzeln schützen

Als Faustregel lässt sich sagen, dass die Fläche des Wurzelraums ungefähr der Größe der Baumkronen entspricht. Bei der Anlage von Wegen, Picknickplätzen Einweisungsparcours oder auch Hütten ist besonders darauf zu achten, dass die Wurzelbereiche bestmöglich ausgespart oder entsprechend geschützt werden: zum Beispiel mit einem Steg.

Ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Zukunft: Die Auswahl der Baumarten

Unser Wald wird sich in den nächsten Jahren aufgrund des Klimawandels massiv verändern. So gilt bereits jetzt in manchen Regionen in Deutschland die Fichte als aussterbende Baumart. Über Jahrhunderte basierte ein Großteil der Entscheidung, welche Baumart im Wald angepflanzt werden soll, auf der Grundlage von Erfahrungen.  Da keine Generation vor uns bis dato einen solch schnellen Klimawandel erlebt hat, ist es an der Zeit, diese Entscheidungsstrukturen auf eine fundiertere Basis zu stellen.

Eignungstests

Die Landesforstanstalten geben zum Teil so genannte Baumarteignungskarten heraus, die je nach berechneter voraussichtlicher Treibhausgaskonzentration von unterschiedlichen Szenarien ausgehen (RCP-Szenarien) und die dafür geeigneten Baumarten darstellen. Diese Daten stellen eine hervorragende, belastbare Datenbasis dar, um die Zukunftsfähigkeit oder Eignung eines Kletterwaldstandortes zu bewerten.  

Baumarten der Zukunft

Generell kristallisieren sich als Baumarten der Zukunft jene Arten heraus, die jetzt schon in entsprechend wärmeren Gegenden erfolgreich sind und mit wenig Wasser auskommen. Dazu gehören beispielsweise Douglasie, Bergahorn, Rotbuche und Traubeneiche.

Zusätzliche Gefahren durch Niederschlagsvariabilität

Der Klimawandel hat verschiedene Auswirkungen auf den Wasserhaushalt des Waldes. Einerseits geht die gesamte Niederschlagsmenge pro Jahr zurück, anderseits kommt der Niederschlag weniger gleichmäßig verteilt an. Starkregenereignisse häufen sich, oft kombiniert mit Dürreperioden.

Den Status quo erhalten: Die Bewässerung des Waldes  

In den Dürreperioden verfestigt sich der Boden. Kommt dann ein Starkregen, kann der Boden die großen Wassermassen kaum aufnehmen. In anderen Branchen, für die der Baum ebenfalls eine hohe wirtschaftliche Bedeutung hat, finden auch in Deutschland zunehmend Beregnungssysteme Anwendung.

Vorausschauende Lösungen

Die durchschnittliche Niederschlagsmenge beträgt in Deutschland 450 l/qm bis 2800 l/qm. Je nach Art der Beregnung (natürlich oder künstlich), gehen etwa 50% der Wassermenge durch Verdunstung verloren. Daher haben wir von Cambium das CambiumRain-Konzept entwickelt: durch Verwendung der Tröpfchen-Bewässerung vermeiden wir diese Verdunstungsverluste.

Bewässerung mit System

Beim CambiumRain-Konzept werden dünne Schläuche mit Tropflöchern ein paar Zentimeter tief in den Boden gelegt. Die Leitungen liegen also nicht im Sichtbereich der Gäste. Das Bewässerungssystem wird individuell per App angesteuert und in Abhängigkeit vom natürlichen Niederschlag eingestellt.

Die Materialkosten pro qm inklusive Bauleitung, bewegen sich im Bereich von circa 1Euro pro qm. Die Installation kann durch eigenes Personal erfolgen.

Wenn alles nichts mehr hilft: der Baumersatz SecondTree

Wenn ein Baum oder sogar mehrere Bäume von Schäden betroffen sind, ist eine Umplanung des Parcours in der Regel schwierig. Irgendwann fehlen die zur Verfügung stehenden Bäume. Kranke Bäume werden in der Regel mit Masten auf Betonfundamenten ersetzt, was an unzugänglichen Standorten schwierig und mit großen Eingriffen in den Wald verbunden sein kann. Zudem stört der Einschnitt in die Natur die ansonsten intakte Umgebung.

Shaping Nature Experience

Gemäß unserer Philosophie „Shaping Nature Experience“ haben wir eine umweltverträgliche, naturnahe Alternative gesucht und sie in der Produktinnovation SecondTree gefunden: Mit Schraubfundamenten und Erdankern ersetzen wir die Baumwurzeln und erfüllen deren Stützfunktion. Der Holzmast wird fixiert und mit drei Seilen an Erdankern abgespannt.

Klaschisches Verfahren: Bis zu 5 qm Beton pro Fundament mit Bagger Einsatz und Betonpumpe

Schonende Montage

Für die Montage sind keine großen Maschinen notwendig. Das schont die Anlage und die Natur und vermeidet Bodenverdichtung. SecondTree kann fehlende Bäume auch schon in der Planung ersetzen, was das Design der Anlage flexibler macht.

Die richtige Standsicherheit

Die Standsicherheit wird gewährleistet über ein spezielles Eindrehgerät, das das Drehmoment beim Eindrehen der Schrauben überwacht. In Abhängigkeit zu der berechneten Last wird ein notwendiges Drehmoment definiert. Sollte aufgrund der Bodenklasse das Drehmoment nicht ausreichend sein, wird die Schraube verlängert bis der Soll-Wert erreicht ist.

SecondTree mit noch nicht abgedecktem Sockel. An diesem Mast am Rheinfall Schaffhausen ist eine 400 Meter Seilbahn installiert. Die Pflanzen in direkten Umfeld konnten komplett erhalten werden.

Was uns bevor steht

Der Klimawandel ist Fakt. Die Veränderung sehen wir jeden Tag im Wald. Wir müssen in Zukunft mit neuen Gegebenheiten umgehen und unser Handeln daran anpassen. Für den Bereich der Kletterwälder stellen verschiedene technische Möglichkeiten aus Sicht von Konstrukteur und Betreiber eine Möglichkeit der Anpassung dar.

Flexibilität ist unser größter Vorteil

Die Kletterwaldbranche hat in ihrer jungen Geschichte gezeigt, dass sie auf Herausforderungen reagieren kann. Die aktuellen Veränderungen erfordern weitere Anpassung und weitere Innovationen. Entscheidend ist hierbei die nachhaltige Umsetzung, um zusätzliche negative Einflüsse des Menschen im Ökosystem Wald zu minimieren und den Wald langfristig zu erhalten.

Der lebendige, natürliche Faktor des Waldes für die Freizeitanlage Kletterwald kann dabei nicht hoch genug eingeschätzt werden. Denn: was ist ein (Kletter-)Wald ohne Bäume? 

 

Infos und Kontakt:

Cambium GmbH

Simon Cassier

Schmidsfelden 19

88299 Leutkirch im Allgäu

Tel.: 07567 1826366

E-Mail: s.cassier@cambium-gmbh.de

www.cambium-gmbh.de

Titelstory II

Klimaschutz im Kletterwald

Gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit

Text: Maya Nolte

Foto: Rainer Schmidt